Mit einer Sonderfahrt von Karlsruhe nach Bretten und einem Festakt am Brettener Rathaus hat die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) am heutigen Sonntag, 24. September, das 25-jährige Bestehen des Karlsruher Modells gefeiert. Gäste aus der Politik und zahlreiche Wegbereiter des Karlsruher Modells blickten zusammen mit der AVG-Geschäftsführung auf die bisherige Erfolgsgeschichte dieses Nahverkehrskonzepts zurück.
Vor einem Vierteljahrhundert wurde das weltweit erste Modell einer Zweisystem-Stadtbahn-strecke durch die Inbetriebnahme der Stadt-Umland-Verbindung zwischen Karlsruhe und Bretten-Gölshausen aus der Taufe gehoben. Das genaue Datum der Pionierfahrt war der 25. September 1992. Das Karlsruher Modell stieß in den folgenden zweieinhalb Jahrzehnten bei Fahrgästen und Kommunen in der Region auf enormen Zuspruch und fand weltweit zahlreiche Nachahmer.
Der Erfolg des neuen Nahverkehrskonzepts basierte auf der Zweisystemtechnik, mit der umgerüstete Stadtbahnen erstmals sowohl das innerstädtische Straßenbahnnetz als auch regionale Eisenbahnstrecken befahren konnten. Heute nutzen rund 170 Millionen Menschen pro Jahr das leistungsstarke Nahverkehrsangebot mit Bahnen und Bussen im KVV-Gebiet.
Eine kühne Vision wird Wirklichkeit
„Heutzutage ist es für Millionen Fahrgäste eine Selbstverständlichkeit, in einem Zweisystemfahrzeug der AVG in unserem weitverzweigten Streckennetz komfortabel und umsteigefrei unterwegs zu sein. Doch was 2017 für unsere Fahrgäste gewohnte und geschätzte Realität ist, war Anfang der 90er-Jahre noch eine kühne Vision“, sagte Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG.
Er wies des Weiteren darauf hin, dass die Entwicklung der Pionierstrecke zu einem weit in die Region reichenden Erfolgsmodell aufs Engste mit dem Wirken von Dr. Dieter Ludwig verbunden gewesen sei. Der ehemalige Geschäftsführer der AVG, der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) gilt als der Erfinder des Karlsruher Modells.
Auch Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender der AVG-Geschäftsführung, würdigte Dr. Ludwigs Leistung und ergänzte, dass der Erfolg der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte zudem eng mit dem außergewöhnlichen Engagement der AVG- und VBK-Mitarbeiter verbunden gewesen sei. „Da zahlreiche AVG-Stadtbahnlinien auf ihrem Weg zu weiter entfernten Zielen in der Region die Karlsruher Innenstadt durchqueren, kommt der engen Zusammenarbeit zwischen der AVG und den VBK für einen reibungslosen Betriebsablauf von jeher große Bedeutung zu“, sagte Pischon, der die Gelegenheit der Sonderfahrt auch nutzte, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. „Mit Blick auf die Zukunftssicherung des Modells wurde am 24. Juli mit der Unterzeichnung des Eckpunktepapiers ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung getan“ sagte Dr. Pischon.
Aufgabenträger würdigen die Erfolgsgeschichte des Nahverkehrskonzepts
Neben den beiden Geschäftsführern der AVG würdigten auch der Karlsruher Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, Karlsruhes Erster Bürgermeister Wolfram Jäger stellvertretend für Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Gerd Hickmann, Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr beim baden-württembergischen Verkehrsministerium, sowie Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff im Rahmen des Festakts das Karlsruher Modell.
„Das Karlsruher Modell ist eng mit dem Namen des Nahverkehrspapstes Dieter Ludwig verbunden, dem wir für diese Pionierleistung Respekt zollen und danken. Was hier geschaffen wurde, ist bis heute für Baden-Württemberg und darüber hinaus Taktgeber für einen modernen und angebotsorientierten Nahverkehr auf der Schiene“, sagte Gerd Hickmann als Vertreter des Verkehrsministeriums. „Unsere Herausforderung ist es, das erfolgreiche Modell unter den heutigen rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen in seinen Stärken weiterzuentwickeln. Diese Aufgabe wollen wir in enger Partnerschaft mit der ganzen Region meistern“, fügte er hinzu.
„Im Jahr 1992 hätte wohl kaum einer gedacht, welch immense Erfolgsgeschichte von der ersten Strecke nach Bretten-Gölshausen ausgehen würde. Ich wünsche der AVG und den VBK als den Betreibern des ‚Karlsruher Modells‘ auch für die kommenden Jahrzehnte eine erfolgreiche Zusammenarbeit zum Erhalt des Erfolgsmodells“, sagte Karlsruhes Erster Bürgermeister Wolfram Jäger.
Nahverkehr liefert wichtige Impulse für Bevölkerungsentwicklung in der Region
Landrat Dr. Christoph Schnaudigel würdigte das Modell mit den Worten: „Das ‚Karlsruher Modell‘ hat den Nahverkehr in der Region nachhaltig geprägt. Mit seinen attraktiven Nahverkehrsangeboten trägt es entscheidend zur hohen Lebensqualität in der Region bei und ist ein wichtiger Motor für die positive wirtschaftliche Entwicklung am Oberrhein. Der rasante Anstieg der Fahrgastzahlen in den vergangenen 25 Jahren ist ein deutlicher Ausdruck für den Erfolg dieses visionären Verkehrskonzeptes, mit dem auch verhältnismäßig kleine Orte im Landkreis zu verantwortungsvollen Konditionen an einen leistungsstarken Schienenverkehr angebunden werden konnten.“
Brettens Oberbürgermeister Martin Wolff betonte anlässlich der Jubiläumsfahrt: „Der 25. September 1992 ist ein historisches Datum für unsere Stadt. Durch die Inbetriebnahme der Stadtbahn-Strecke von Karlsruhe nach Bretten wurde ein wirtschaftlicher Aufschwung eingeleitet, der bis heute anhält. Zudem hat dieses revolutionäre Nahverkehrskonzept wichtige Impulse für das Bevölkerungswachstum der Melanchthonstadt geliefert, die sich heute als familienfreundliche Kommune mit hoher Lebensqualität präsentiert. Wir sind stolz, Teil des ‚Karlsruher Modells‘ zu sein und gratulieren den kommunalen Verkehrsunternehmen ganz herzlich zu diesem Jubiläum!“
Weitere Details zum 25-jährigen Bestehen des Karlsruhe Modells:
Am 25. September 1992 nahm die weltweit erste Zweisystem-Stadtbahn auf dem rund 30 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Karlsruhe und Bretten-Gölshausen ihren Betrieb auf. Die Pilotlinie verlief vom Karlsruher Hauptbahnhofsvorplatz über den Marktplatz in Richtung Bahnhof Durlach und von dort aus über ein neues Verknüpfungsbauwerk nach Grötzingen und Wössingen bis zum Brettener Ortsteil Gölshausen.