Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) hat in den vergangenen Jahren die Qualifizierung neuer Triebfahrzeugführer intensiv vorangetrieben. Dadurch konnte die AVG die Qualität ihres leistungsstarken Nahverkehrsangebots deutlich verbessern. Auch zahlreiche weitere Maßnahmen haben dazu beigetragen, eine hohe Zuverlässigkeit im Stadtbahnverkehr zu erreichen.
Heute stellten Dr. Frank Mentrup, der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und AVG-Aufsichtsratsvorsitzende, Dr. Alexander Pischon, der Vorsitzende der AVG-Geschäftsführung, und Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG, die positive Personalentwicklung und die verschiedenen Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung vor. Zudem gaben sie einen Ausblick auf weitere wegweisende ÖPNV-Projekte im Raum Karlsruhe.
„Die AVG ist wieder auf Kurs. Trotz der nach wie vor schwierigen Arbeitsmarktlage, die alle Eisenbahnunternehmen bundesweit vor große Herausforderungen stellt, ist es uns gelungen, in den vergangenen vier Jahren 140 neue Triebfahrzeugführer für die AVG zu qualifizieren. Ab Juni verfügen wir dann über einen ausgeglichen Personalbestand bei den Fahrerinnen und Fahrern. So können wir unser umweltfreundliches und leistungsstarkes Nahverkehrsangebot wieder vollumfänglich zur Verfügung stellen“, erklärte Dr. Alexander Pischon. In den vergangenen Jahren hatte es durch einen Personalunterbestand bei den Triebfahrzeugführern wiederholt Fahrtausfälle auf den Stadtbahnlinien der AVG gegeben. Auf diese Situation wurde seitens der AVG mit einer breiten Personal-Rekrutierungskampagne reagiert.
„Ich möchte mich vor allem bei unseren Kunden für ihre Geduld und ihr Verständnis bedanken. Nun können wir unserem eigenen Anspruch als verlässlicher Mobilitätsdienstleister wieder vollumfänglich gerecht werden“, erklärte Dr. Pischon. „Mit einer guten Servicequalität wollen wir nun das Vertrauen der Fahrgäste in unser Unternehmen zurückgewinnen und neue Kunden für den öffentlichen Nahverkehr begeistern. Und wir werden unsere Ausbildungsaktivitäten natürlich weiter konsequent fortsetzen, denn die Gewinnung von gut ausgebildetem Fahrpersonal wird auch zukünftig eine der zentralen Herausforderungen bleiben“, so der AVG-Geschäftsführer weiter.
Zuverlässigkeitswerte der Stadtbahnlinien haben sich positiv entwickelt
Beleg für die positive Qualitätsentwicklung der letzten Monate sind auch die Werte zur Zuverlässigkeit der Stadtbahnen, die die AVG regelmäßig an die Aufgabenträger und das Landes-Verkehrsministerium übermitteln muss. „Im Zeitraum Januar bis einschließlich April lag die netzweite Zuverlässigkeitsquote bei 99,31 Prozent und damit deutlich über dem Zielwert von 99,18 Prozent, den die Verkehrsverträge der AVG vorsehen“, legte der technische Geschäftsführer Ascan Egerer dar. Ein wesentlicher Grund für diesen positiven Trend war die verbesserte Personalsituation: Von 139.079 Stadtbahnfahrten, die die AVG im ersten Drittel des Jahres 2019 angeboten hatte, fielen lediglich 0,4 Prozent personalbedingt aus. Diese Ausfallquote ist die niedrigste seit 2015.
Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup lobte die Anstrengungen der AVG bei der Personalgewinnung: „Ein leistungsstarker Wirtschaftsraum und eine prosperierende Stadt brauchen einen leistungsstarken Nahverkehr. Insofern ist es wichtig, dass die AVG bei der Qualifizierung neuer Triebfahrzeugführer in den vergangenen Monaten große Fortschritte erzielt hat.“ Eine gute betriebliche Qualität sei auch erforderlich, um die von der AVG angestrebte Direktvergabe der Verkehrsleistung über das Jahr 2022 hinaus zu realisieren, betonte das Stadtoberhaupt. „Der Karlsruher Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 26. März einstimmig wichtige Weichen zur Bildung einer hierfür erforderlichen Gruppe von Behörden gestellt. Ich bin überzeugt, dass wir hier in den nächsten Monaten bei der Direktvergabe entscheidend vorankommen, so dass das ‚Karlsruher Modell‘ erhalten werden kann und auch weiterhin ein Markenzeichen und Gütesiegel für die Region bleibt.“
Neben der Rekrutierung von neuem Fahrpersonal hat die AVG auch mit zahlreichen weiteren Maßnahmen und Projekten die betriebliche Qualität für ihre Fahrgäste in den vergangenen Monaten spürbar verbessert. „Wir drehen tagtäglich an vielen kleinen und großen Stellschrauben, um für unsere Fahrgäste auch weiterhin ein hochwertiges und zuverlässiges Nahverkehrsangebot auf der Schiene zu gewährleisten“, beschreibt Egerer diesen fortlaufenden Prozess. „Einige Verbesserungen sind bereits jetzt schon spürbar, andere werden im Verlauf des Jahres zum Tragen kommen. Die Aufgabenfülle ist sehr groß und es bleibt weiter viel zu tun. Ganz oben auf der Agenda steht auch die Verbesserung der Fahrgastinformation“, so Egerer.
Eine Auswahl einiger Einzelmaßnahmen zur Qualitätsverbesserung bei der AVG im Überblick:
- Qualifizierung neuer Triebfahrzeugführer
Durch die intensive Qualifizierung neuer Triebfahrzeugführer ist es der AVG gelungen, beim Fahrpersonal für den Stadtbahnverkehr einen ausgeglichenen Personalstand zu erreichen und die Zahl der personalbedingten Fahrtausfälle drastisch zu reduzieren. Vor dem Hintergrund einer sehr schwierigen Arbeitsmarktlage hat die AVG in den vergangenen vier Jahren insgesamt 140 neue Triebfahrzeugführer für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit qualifiziert. In diesem Zusammenhang wurden neue AVG-Personaleinsatzstellen in Heilbronn und Germersheim geschaffen. Mit einem neuen Simulator wird die hohe Qualität der Ausbildung weiter verbessert.
- Verbesserungen Heilbronn-Nord / Mobilitätspakt Heilbronn-Neckarsulm
Zum großen Fahrplanwechsel im Dezember 2018 hat die AVG das Stadtbahn-Angebot im Bereich Heilbronn-Nord optimiert: Auf den Linien S41 und S42 wurden der Takt verdichtet, Anschlüsse verbessert, neue nächtliche Verbindungen geschaffen und die Fahrgastkapazitäten ausgeweitet. Ein Großteil dieser Verbesserungen wurde im Zuge des Mobilitätspaktes Heilbronn-Neckarsulm umgesetzt. Das zusätzliche Angebot wird gut von den Bürgern angenommen, die Fahrgastzahlen in diesen Streckenabschnitten sind seit Jahresbeginn gestiegen. Dies belegen die aktuellen Zähldaten aus dem technischen Fahrgastzählsystem.
- Infrastruktur-Ausbau
Im Sommer dieses Jahres wird durch den Einbau einer zusätzlichen Weichenver-bindung im Bahnhof Rastatt die Pünktlichkeit der Stadtbahnlinien S7/S71 und S8/S81 deutlich verbessert.
Nach dem Placet des Kreistages kann die AVG die Planungen für den Ausbau der Kraichgaubahn (Linie S4) weiter vorantreiben. Die betriebliche Notwendigkeit für den zweigleisigen Ausbau der Streckenabschnitte Grötzingen-Bretten und Leingarten-Schwaigern hatte die AVG schon seit Langem erkannt und analysiert. Durch diese Infrastruktur-Maßnahme kann die Pünktlichkeit der Linie S4 deutlich gesteigert und der Takt mit zusätzlichen Angeboten verdichtet werden.
- Zusatzverkehre zur Rheinbrückensanierung und Neuordnung der „Pfälzer Stadtbahnlinien“:
Für die Dauer der Sanierung der Rheinbrücke bei Wörth hat die AVG seit Sommer 2018 ihre Fahrzeugkapazitäten auf den Linien S5, S51 und S52 deutlich erhöht und bietet während der Vollsperrung der Brücke zusätzliche Verbindungen an. Das erweiterte Angebot – auch das Verkehrsunternehmen DB Regio hat seine Zugleistungen ausgeweitet – wurde mit dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd) und der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) abgestimmt.
Zum großen Fahrplanwechsel im Dezember 2019 wird den Kunden durch eine klare und eindeutige Linienführung der Linien S51 und S52 im Zuge eines neuen Fahrplankonzepts eine höhere Attraktivität und eine bessere Übersichtlichkeit im ÖPNV-Angebot zwischen Karlsruhe, Wörth und Germersheim ermöglicht. Durch schnellere und umsteigefreie Verbindungen (Eilzüge über Karlsruhe West und Karlsruhe Hauptbahnhof) verkürzt sich die Fahrzeit von Germersheim in die Karlsruher Innenstadt um bis zu zehn Minuten. Zudem werden die Anschlüsse auf den Fernverkehr am Karlsruher Hauptbahnhof optimal hergestellt.
- Fahrgastinformation
Über die Lumino-Anzeiger an den Haltestellen bekommen die Fahrgäste seit Mai Informationen zu ausfallenden Zügen angezeigt (blinkt im Wechsel mit dem Fahrziel des jeweiligen Zuges). Seit April werden die Echtzeitdaten der AVG und der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) aus dem ICTS-Betriebsleitsystem automatisiert an die Auskunftssysteme der Deutschen Bahn (z.B. bahn.de oder DB-Navigator) übermittelt. Für viele Linien (z.B. alle VBK-Linien sowie Linie S1/S11) lagen diese Echtzeitdaten für die DB-Auskunftsmedien bislang nicht vor. Zudem wurde die bereits bei zahlreichen Linien vorhandene Echtzeitinformation qualitativ verbessert, u.a. wurden Prognoselücken geschlossen und der Informationsfluss beschleunigt.
- Modernisierung der Fahrzeugflotte
In den vergangenen Jahren hat die AVG die Modernisierung ihrer Fahrzeugflotte konsequent vorangetrieben. Seit 2015 wurden 75 Stadtbahnen vom Typ NET2012 und 42 Bahnen vom Typ ET2010 zugelassen sowie weitere 20 Fahrzeuge der Baureihe ET2010 bestellt. Im Rahmen des VDV TramTrain-Projekts wird die Bestellung und Auslieferung von 89 Neufahrzeugen bis 2035 – als Nachfolgegeneration der dann 30 Jahre alten Zweisystemfahrzeuge – bereits heute geplant.
Die AVG möchte ihren Kunden aber auch in den Bestandsfahrzeugen den bestmöglichen Komfort bieten. Deshalb hat das kommunale Verkehrsunternehmen ein umfängliches Sanierungs- und Modernisierungsprogramm für 20 Mittelflur-Stadtbahnen vom Typ GT8/100D/2S-M aufgesetzt mit der Option für 20 weitere Fahrzeuge.
Zeitnah sollen zudem alle Fahrzeuge von AVG und VBK einer Grundreinigung unterzogen werden, die die normalen Reinigungszyklen ergänzt.
Damit die Inbetriebnahme des Stadtbahntunnels in der Karlsruher Innenstadt betriebssicher und problemlos erfolgen kann, müssen 86 ältere Bestandsfahrzeuge tunneltauglich umgerüstet werden (u.a. Notsprechstellen im Türbereich, Brandmeldeanlage, Notbremsüberbrückung). Inzwischen wurden bereits 58 Bahnen tunneltauglich modifiziert. Bis Anfang 2020 soll die Umrüstung auch bei den übrigen Fahrzeugen abgeschlossen sein.
- EVA-Shuttle-Projekt
Die AVG beteiligt sich als ein Konsortialpartner an der Erprobung elektronischer, vernetzter und autonom fahrender Mini-Busse im ÖPNV. Ziel des EVA-Shuttle-Projekts ist die Entwicklung einer Mobilitätslösung für die erste und letzte Meile von der Haltestelle bis zur Haustür. Das neue Angebot soll dem Nutzer zukünftig mehr Möglichkeiten und Komfort bieten und das bestehende ÖPNV-Angebot ausweiten. Die Ausschreibung für die Beschaffung von drei Basis-Fahrzeugen ist inzwischen abgeschlossen. Der französische Hersteller Easymile erhält den Zuschlag für die Lieferung von drei Mini-Bussen des Typs „EZ10 Gen2“. Zwei Busse werden aus Projektmitteln finanziert, ein weiterer von der AVG angeschafft. Die Lieferung des ersten Shuttles wird bereits im Juli erwartet. Erste Tests sollen dann im Herbst stattfinden. Ab Anfang 2020 plant das Konsortium unter Führung des Forschungszentrums Informatik erste Fahrten auf dem Testfeld für autonomes Fahren Baden-Württemberg.