Delegationen aus aller Welt sind in diesen Tagen unterwegs nach Bonn, um ab dem 6. November an der zweiwöchigen Weltklimakonferenz COP23 teilzunehmen.
Auch die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) hat sich in enger Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und rund 100 geladenen Gästen am heutigen Sonntag, 5. November, (Abfahrt 11.05 Uhr) vom Karlsruher Hauptbahnhof aus mit einer Zweisystem-Stadtbahn in Richtung Bonn auf den Weg gemacht.
Der VDV und die AVG wollen im Rahmen der fünften Auflage des „Deutschlandtags des Nahverkehrs“ auf die zahlreichen Vorzüge des in Karlsruhe erfundenen TramTrain-Modells sowie die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs für die Mobilität im Land aufmerksam machen.
Die Sonderfahrt der AVG findet im Jubiläumsjahr des „Karlsruher Modells“ statt. Dieses wurde am 25. September 1992 durch die Inbetriebnahme der weltweit ersten Zweisystem-Stadtbahnstrecke zwischen Karlsruhe und Bretten aus der Taufe gehoben und hat in den vergangenen 25 Jahren weltweit zahlreiche Nachahmer gefunden. An die Erfolgsidee, einen Stadtbahnwagen so umzubauen, dass dieser sowohl auf dem innerstädtischen Stromnetz als auch auf Eisenbahngleisen in der Region verkehren kann, erinnerten zum Auftakt der Sonderfahrt am Karlsruher Hauptbahnhof neben Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung der AVG, und Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG, auch Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann sowie Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und der baden-württembergische Landesgruppenvorsitzende des VDV, Wolfgang Arnold.
Verkehrsminister Winfried Hermann hob hervor: „Herzlichen Glückwusch zum 25-jährigen Jubiläum des „Karlsruher Modells“. Rund 170 Millionen Menschen nutzen jedes Jahr die Nahverkehrsangebote zwischen Wörth, Heilbronn, Bruchsal und Freudenstadt. Unter dem Motto „Mit der Bahn in die Stadt“ hat das „Karlsruher Modell“ einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass zahlreiche Pendler vom Auto auf den klimafreundlichen Zug umgestiegen sind.“
Der Minister fügte hinzu: „Der leistungsstarke ÖPNV trägt auch entscheidend zur Attraktivität der TechnologieRegion Karlsruhe bei. Für die Zukunft wünsche ich den Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen des „Karlsruher Modells“ alles Gute und viele innovative Ideen, um noch mehr Menschen vom umweltfreundlichen Nahverkehr zu überzeugen.“
Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup betonte: „Ein leistungsstarker öffentlicher Nahverkehr bildet das Rückgrat der urbanen Mobilität. Dank des „Karlsruher Modells“ kennt der ÖPNV bei uns keine Grenzen. Was heute vielen Fahrgästen selbstverständlich erscheint – ohne Umsteigen von Karlsruhe und zurück mit einem einheitlichen Tarif- und Taktsystem – das war vor mehr als zwei Jahrzehnten noch mit deutlich größerem Aufwand verbunden.“
Des Weiteren hob Mentrup hervor: „Für unsere mobile Gesellschaft ist das „Karlsruher Modell“ ein Erfolgsmodell und hat mit seiner einzigartigen Organisationsstruktur weltweit Maßstäbe gesetzt.“
Wolfgang Arnold, VDV-Landesgruppenvorsitzender, warf einen Blick in die Zukunft: „Das „Karlsruher Modell“ ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie durch innovative Konzepte der öffentliche Nahverkehr kontinuierlich weiterentwickelt werden kann. Den Neuerungen im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs kommt auch mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte große Bedeutung zu.“
Wolfgang Arnold ergänzte: „Die weitere Entwicklung und der massive Ausbau des ÖPNV ist ein entscheidender Faktor, um im Bereich des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern. Hierfür müssen jedoch deutlich mehr finanzielle Mittel bereitgestellt werden, als dies bisher der Fall war. Das LGVFG ist dafür ein wichtiges Finanzierungsinstrument für den ÖPNV in Baden-Württemberg. Wir benötigen dringend Entscheidungen zur Weiterführung und Aufstockung des LGVFG nach 2019.“
„Das „Karlsruher Modell“ hat sich vor allem deshalb großes Renommee erworben, da wir unseren Fahrgästen nun bereits seit einem Vierteljahrhundert attraktive, umsteigefreie Verbindungen aus dem Umland in die Stadt anbieten können“, sagte der Vorsitzende der AVG Geschäftsführung Dr. Alexander Pischon. „Nun gilt es auch mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte und die angestrebte Sicherung des Karlsruher Modells die richtigen Weichen zu stellen“, so Dr. Pischon weiter.
Ascan Egerer, technischer Geschäftsführer der AVG, verwies mit Blick auf die Weltklimakonferenz auf den Aspekt, dass es sich beim Zweisystem-Stadtbahnverkehr um ein besonders „klimafreundliches“ Verkehrsmittel handelt: „Bereits seit 2016 wird die gesamte Stadtbahnflotte der AVG komplett mit Ökostrom betrieben. Unsere Fahrgäste sind somit nicht nur auf dem Weg zur Weltklimakonferenz, sondern tagtäglich im gesamten AVG Streckennetz klimaneutral unterwegs“. Durch die Nutzung von Ökostrom könnten pro Jahr mehrere tausend Tonnen klimaschädliche Emissionen vermieden werden, führte der technische Geschäftsführer weiter aus.
Zum weiteren Verlauf des „Deutschlandtag des Nahverkehrs“:
Ausgehend vom Auftakt am Karlsruher Hauptbahnhof verläuft die Route der Sonderfahrt über den Frankfurter Hauptbahnhof zur neuen Bonner Haltestelle „UN Campus“. Dort erfolgt eine symbolische „Staffelstabsübergabe“ vom klimafreundlichen Verkehrsmittel Zweisystem-Stadtbahn an eine klimafreundliche Flotte von Elektro-, Wasserstoff- und Brennzellenbussen. Diese werden in Form eines „Clean Shuttle“ während der Weltklimakonferenz, die bis zum 17. November andauert, die rund 25.000 COP23-Teilnehmer emissionsfrei befördern. Im Rahmen der mehrstündigen Sonderfahrt stehen hochrangig besetzte Podiumsdiskussionen auf dem Programm. Unter anderem wird über den Wandel zur neuen Mobilitätsgesellschaft oder die besondere Bedeutung des ÖPNV für den Klimaschutz diskutiert. Zu den Teilnehmern zählen unter anderem Gudrun Heute-Bluhm, Hauptgeschäftsführerin und Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg und Alain Flausch, Generalsekretär des Internationalen Verbands für öffentlichen Nahverkehr UITP.