Das Land Baden-Württemberg setzt mit einem erfolgreichen Projekt gemeinsam mit der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) auf einen innovativen Ansatz, um dringend benötigte Triebfahrzeugführer*innen für den Stadtbahnverkehr zu gewinnen: Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann informierte sich am heutigen Freitag (7. November) in Karlsruhe über den Fortschritt des Kooperationsprojekts zur Querqualifizierung von Geflüchteten und Menschen mit Sprachbarriere zu Triebfahrzeugführer*innen.
Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg, sagte bei dem Medientermin: „Eine kluge und nachhaltige Investition für alle Beteiligten. AVG/VBK gewinnen motivierte Fachkräfte. Die Teilnehmenden erhalten eine faire Chance auf einen sicheren Job. Für uns als Gesellschaft sichern gute Fachkräfte einen verlässlichen ÖPNV. Die AVG zeigt mit ihrem erhöhten finanziellen und personellen Einsatz Verantwortung sowohl für die Zukunft des Unternehmens als auch für die Gesellschaft. Das Projekt ist ein echtes Vorbild im Bereich Integration und Fachkräftegewinnung.“
„Der Fachkräftemangel stellt uns weiterhin vor enorme Herausforderungen. In dieser schwierigen Lage sind wir dem Land sehr dankbar, dass auch interessierte Bewerber*innen mit einer Sprachbarriere die Chance erhalten, unseren Pool an Triebfahrzeugführer*innen dauerhaft zu verstärken“, sagte Prof. Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung der AVG im Rahmen des Termins mit dem Verkehrsminister.
Stephanie Schulze, Personal-Chefin der AVG ergänzt: „Das Zusammenspiel zwischen unseren Ausbilder*innen und den Integrationscoaches funktioniert sehr gut und ist der Schlüssel zum Erfolg dieses Ausbildungskonzepts. Indem man intensiv daran arbeitet, gemeinsam die bestehenden Sprachbarrieren abzubauen, schafft man für viele Menschen eine berufliche Perspektive in unserem Unternehmen.“
Das aktuelle Projekt besteht in dieser Form bereits seit Mitte 2024 und schließt nahtlos an die gute Zusammenarbeit der Vorjahre an. Die AVG profitiert dabei von ihren Erfahrungen der bereits seit 2019 in Zusammenarbeit mit dem Land durchgeführten Ausbildungskurse mit Geflüchteten. Auch das Vorgängerprojekt war durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium und dem Nahverkehrsunternehmen aus Karlsruhe ein echter Erfolg.
Das Verkehrsministerium fördert das aktuelle Projekt zur Querqualifizierung durch die Finanzierung von entsprechend geschulten Integrationscoaches, die den Geflüchteten eng zur Seite stehen. Der Coach bildet somit die Klammer zwischen der Sprach- und der Fachausbildung.
Die Zwischenbilanz der Kooperation zwischen dem Land und der AVG/VBK ist sehr gut. Insgesamt haben in Karlsruhe bereits 12 Absolventen die Ausbildung zum Stadtbahnfahrer erfolgreich absolviert. 25 weitere hoch motivierte Menschen befinden sich derzeit in Ausbildung. Die angehenden Lokführerinnen und Lokführer sind wichtig für den ÖPNV. Das Kooperationsprojekt ist Teil des vom Ministerium für Verkehr initiierten Modellprojekts „Qualifizierung von Geflüchteten und Personen mit Sprachbarriere zu Triebfahrzeugführern“.
Das Land hat seit 2019 in zwei bereits abgeschlossenen Kursen die Begleitung durch Integrationscoaches finanziert, die die Auszubildenden bei organisatorischen Fragen, Behördengängen und beim fachspezifischen Spracherwerb unterstützen. Dafür sind Mittel von circa 700.000 EUR landesweit eingesetzt worden. Für die laufende Maßnahme in Karlsruhe sind es etwas über 100.000 EUR jährlich.
Wie funktioniert das Prinzip des Projekts zur Querqualifizierung?
Das bilaterale Recruiting-Projekt bietet die Möglichkeit, Geflüchtete und Menschen mit Sprachbarriere zu Triebfahrzeugführer*innen auszubilden. Im Juni 2024 wurde das innovative Recruiting-Konzept mit der Idee initiiert, interessierten Bewerber*innen mit geringen Deutschkenntnissen die Möglichkeit zu bieten, bei der AVG eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer zu absolvieren.
Das Projekt setzt gleich zu Beginn an dem entscheidenden Punkt an, die bestehende Sprachbarriere zu überwinden. Hierfür wird den Geflüchteten bereits vor der eigentlichen zwölfmonatigen Ausbildung zum Triebfahrzeugführer bzw. zur Triebfahrzeugführerin ein duales Trainingsangebot zur Verfügung gestellt. Schon im Zuge des Bewerbungsprozesses werden die Sprachkenntnisse der jeweiligen Bewerber*innen analysiert. Daraufhin erfolgt die Einteilung in die entsprechenden Sprachkurse.
Halbtags erweitern die Geflüchteten ihre Sprachkenntnisse in einer Sprachschule und halbtags begleiten Sie Fahrscheinprüfer*innen bei ihrer Arbeit. Von Seiten der AVG ist geplant, das Projekt dauerhaft in die Ausbildung von Triebfahrzeugführer*innen einfließen zu lassen. Die laufenden Kurse sind – in verschiedenen Stufen – bis Januar 2028 geplant.
Wie ist die derzeitige Bilanz des neuen Projekts zur Querqualifizierung?
Im September 2024 haben insgesamt sechs Personen – fünf Ukrainer und ein Afghane – mit der genannten Ausbildung begonnen. Im Mai 2025 waren es acht Teilnehmer – aus der Ukraine, Indien, Rumänien und dem Iran.
Jetzt im November 2025 startet ein Kurs mit weiteren acht Teilnehmern – dieses Mal mit fünf Personen aus der Ukraine, zwei aus der Türkei und einem Teilnehmer aus Venezuela. Ein weiterer Teilnehmer aus der Ukraine wurde im September 2025 in das aktuelle Projekt integriert.
Von den Kursen des Vorgängerprojekts der Jahre 2019 und 2022 haben alle zwölf Teilnehmer die Ausbildung zum Triebfahrzeugführer bestanden. Aus dem Kurs September 2024 befindet sich noch ein Teilnehmer in der Sprachförderung. Er ist für März 2026 zum Triebfahrzeugführer-Kurs eingeplant.